Freitag, 11. April 2014
Kindheitserinnerungen...
...sind weg.
Wie jeden Freitag ging es ans Eingemachte. Diesmal wollten wir meine Beziehung zu meinem Papa erforschen. Tja da fing das Problem schon an. Ich weiß nicht was ich für ein Verhältnis zu meinem Papa habe. Ich mag meinen Papa aber wie doll ist die Frage. Ja schon sehr, er ist nett, witzig und hat mir viel beigebracht. Liebe, Zuneigung und sonstige Gefühle? Ich weiß es nicht!
Ich kann mich auch an nichts erinnern bevor ich mindestens 6 Jahre war. Haben meine Ellis mich in den Arm genommen, mich getröstet, mir Gute Nacht Geschichten vorgelesen oder sonstiges? Ich habe keinen Ahnung. Ich weiß alles nur vom Hören Sagen.

Ist das schlimm? Ja irgendwie schon. Aber der Psychologe meint, wenn ich keine Gefühle hatte und keine erfahren habe ist es schwer sich an Situationen zu erinnern. Ein Problem meines Lebens. Ich weiß recht wenig, auch Schulzeit ist rar im Gedächtnis.

Da ich aber Gefühle wohl nie erfahren habe, kann ich damit nix anfangen, sie nicht ertragen und nicht so doll erkennen. Also heulen erkenne ich, kann ich aber nicht ertragen. Beim Herrn ist das ok, aber sonst bite nicht weinen - ich weiß nicht was ich sagen soll oder tun. Ich will dann nur fliehen.

Die Frage vom Psychologen: "Wann würden Sie sich richtig freuen und vor Freude in die Luft springen?"
Ich: "Bei nem Lottogewinn?! Wann sollte ich das tun? Wann haben Sie das getan?"
Er: "Wenn er ein Tor geschossen hat, wenn er gewonnen hat oder irgendwas geschafft hat."
Ich: "Da freue ich mich auch, aber es ist ok und schön für mich. Kein Grund aus dem Häuschen zu sein." Ein Beispiel wo ich einfach nichts mit Gefühlen anfangen kann.

Er meinte dann auch noch, dass er auch immer das Gefühl hat, dass er um mich rumschlawänzelt aber nicht an mich ran kommt. Dann gibt es kurze Momente, die ich aber relativ schnell wieder aussperre. Nun ist ihm ein Stück weiter klar warum. Ich habe das nie erfahren und kann damit nichts anfangen oder die zulassen. Er wird weiter machen.

Ich habe ihm gesagt, dass es für mich auch echt schwer ist. Wenn ich mich dann öffne und anfange zu weinen, will er wissen warum und was in mir vor geht und was ich fühle. Leider weiß ich das nie und es kommt einfach. Was es aber ist, kann ich nicht Worte fassen. Daran wird weiter gearbeitet, Gefühle zulassen und die verstehen. Scherzhaft meinte er, er sollte mir wohl erst mal nen Duden für Gefühle geben. Hat er recht.

Ist mir nie so klar gewesen. Wenn er das so sagt ist das erschütternd für mich. Ich dachte immer ich hatte eine gute Kindheit. Dass mir aber alle wichtigen Dinge wie Liebe, Zuneigung, Gefühle zeigen, Wärme, Aufmerksamkeit und Vertrauen gefehlt haben war mir nie bewusst.

Komisch beim Herrn kann ich das recht gut. Da kann ich es auch aushalten wenn er weint, ihn in den Arm nehmen und Trost spenden. Sonst kann ich das nicht.

Nun noch was Anderes zum Schluss. Ich habe tierische Halsschmerzen und mein Körper schmerzt. Ich ruhe mich also das WE aus und hüte die Couch.

... comment

 
interessant. ich kann mich an meine kindheit in sequenzen überdeutlich erinnern. mit farben, gerüchen, emotionen und allem.

ich habe aber auch liebe erfahren. nur war die immer zwiespältig und an situationen gebunden, die für mich unkontrollierbar waren.

was würde ihnen denn am lottogewinn gefallen, wäre meine frage als psychologe gewesen. einen lang gehegten traum erfüllen? die sicherheit, eine million oder mehr auf dem konto zu wissen? die freiheit, die das geld ermöglicht?

ich z.b. stehe zwischen freiheit und sicherheit. es ist ein enormes schwanken, das mir teils die entscheidungsfähigkeit komplett nimmt. ich würde die million nutzen wollen, um mich ins totale abenteuer zu stürzen. dann aber wäre ich wahrscheinlich doch nur total erschlagen und überfordert von der angst, nicht zu wissen, wie ich die kohle am besten anlege, schütze oder vermehre. wie ich verhindern kann, dass alles wieder weg ist. ich würde die mitte nicht finden zwischen verschwendung und bunkern.

... link  

 
Solange es schöne Erinnerungen sind beneide ich Sie. Ich höre meine Kindheit immer nur von Anderen und dann auch eher das was ich nicht gut gemacht habe. Ich war wohl echt bockig und hab mich auf die Straße geworfen - ich war ein Kind! Ich hab lange ins Bett gemacht - warum nur? Man hat mir Gute Nacht Geschichten vorgelesen - ich kennen keine!

Der Lottogewinn würde mich Gefühlsmäßig einfach aus der Bahn hauen. Ich weiß nicht was genau ich machen würde, vielleicht auch heulen vor Freude, aber es würde wohl übersprudeln. So ist das derzeit ja auch. Die Gefühle kommen, ich kann Sie nicht zuordnen, sie überfordern mich, und ich schiebe sie weg.
Es geht nicht mal darum was der Lottogewinn bedeutet am Ende, sondern was er in mir auslöst.

Aber er würde sicher vieles lösen. Die Probleme der Arbeit - wären mir egal, ich muss nicht mehr dort arbeiten und auch nicht mehr den ganzen Tag, die ganze Woche...., Geldsorgen wären vorbei. Ich würde mir auch keine Gedanken ums Anlegen machen nur darum nicht abzuheben.

Was es aber nicht heilen kann wäre das ganze Drama. Aber ich könnte mich auch intensiver damit beschäftigen.

Gestern hab ich nochmal mit dem Herrn darüber gesprochen und da ist mir klar geworden warum es mich immer wieder zum weinen bringt. Ein Gedanken den ich bisher nicht greifen konnte. Es ist Wut und Verzweiflung, dass ich durch das Ganze seit 3 Jahren isolierter lebe, mich mehr zurück ziehe. Ohne das hätte es den Schwindel nie gegeben und ich könnte weiter lange weg gehen, Alkohol trinken, hätte vielleicht auch Freunde. Ich habe mich beim Herrn echt zusammengerissen, den an mich ran zu lassen und den nicht beim ersten Problem abzuschießen und weg zu rennen. Sicher hätte ich ohne den Mist den Herrn nicht kennen gelernt. Aber es ist so krass, was das alles ausgemacht.

Der Herr hat gestern dann auch endlich begriffen, dass ich die Gefühle kennen lernen muss und nicht mit meinen Ellis was klären muss. Die können mir da nicht helfen. Seine Antwort - umarme deine Ellis einfach ne halbe Minute länger als sonst. Mal sehen.

... link  

 
ich erinnere sowohl gutes als auch schlechtes. schlechtes nicht ganz so detailliert. z.b. den missbrauch habe ich weitgehend ausgeblendet. aber es gibt sehr viele szenen, in denen ich mich unendlich alleine und unverstanden gefühlt habe. dramatische gefühle waren das. heute werde ich immer nur ganz müde und stumpf, wenn ich traurig werde.

ja, und was die eltern betrifft: man weiß nicht, wie lange man sie noch hat. und sie haben auch ein paar dinge richtig gemacht. dafür liebe ich sie. auch wenn ich anders liebe als sie mich und wir viele differenzen haben.

... link  

 
Vielleicht ist das ja auch ein Vorteil. Ich habe damit auch keine negativen Ereignisse im Kopf wenn ich an meine Kindheit denke. Keine Gefühle, keine Erinnerungen. Alleine gefühlt habe ich mich wohl auch. Deshalb bin ich ja so geworden und habe auch später Menschen nie so nah an mich ran gelassen. Aber ich kann das gut spielen. Wenn Sie meine Schwester fragen, würde die Ihnen sagen, dass unser Verhältnis super toll ist. Ich kann das gut vortäuschen und mitspielen, früher ohne Gefühle, heute mit und dadurch wird es langsam schwerer.

Ihre Kindheit klingt echt hart. Aber Trauer sollte ja auch befreien, da nur stumpf und müde werden hilft nicht viel weiter. Sie sollten versuchen das zu ändern. Aber wie gesagt ich hab keine Ahnung, ich habe das auch schon mal gefühlt, als mein Opa verstorben ist, aber nur kurz und dann ging ich zu rationalem Denken über.

Meine Ellis haben auch viel Richtig gemacht. Sie sind sich ja dessen auch nicht bewusst. Sie sind entweder auch mit wenige Gefühlen aufgewachsen, naja mein Papa als Mann zeigt das eh nicht so. Und meine Mama brauchte wohl auch den Anstoß Gefühle zu zeigen. Bei meiner Schwester ging das weil die wohl das mehr gefordert hat als ich. Aber auch das sind nur vage Vermutungen. Grundsätzlich liebe ich meine Ellis auch, soweit ich das derzeit kann. Wie gesagt ich lerne gerade Gefühle. Beim Herrn kann ich das besser ausleben. Der bekommt die volle Dröhnung, wenn mir danach ist, muss der kuscheln aushalten, aber das macht er mittlerweile gut. Er war am Anfang auch etwas dagegen. Er konnte nie Händchen halten, nun kann er es und macht es gerne. Wir sind zusammen gefühlsbetonter geworden.

An den Tag, wenn meine Ellis mal nicht mehr sind möchte ich nicht denken. Sie machen schon recht viel für mich. Ich kann mit jedem Scheiß ankommen und die helfen mir. Die Differenz ist nur bei den Gefühlen. Meine Mama hat das aber schon gemerkt, denke ich. Sie will schon mehr Kontakt und mehr wissen. Aber mittlerweile kann ich das nicht zulassen. Teufelskreis.

... link  


... comment